Range Rover Velar - Testbericht

Der neue Range Rover Velar ist ein echter Eyecatcher geworden. Was er abseits der feinen Optik noch zu bieten hat, verraten wir im folgenden Test.

Mit dem Velar hat Range Rover eine weitere Modellreihe auf den Markt gebracht, die zwischen Evoque und Range Rover Sport positioniert ist. Dabei hat der Velar das Zeug, dem Range Rover Sport als bislang dynamischstem Range Rover den Rang abzulaufen, zumindest was die Optik betrifft. Der neue Velar besticht mit einem überaus gelungenen Design und wirkt eigentlich optisch wie der Nachfolger des Range Rover Sport. Bei der Leistung startet der Velar aber deutlich bescheidener und ist bereits mit dem neuen 180 PS starken Diesel ab 61.300 Euro erhältlich.

Wir haben für unseren Test die goldene Mitte gewählt und den Velar D240 ausgesucht, der zwischen der Version mit 180 PS und dem V6-Diesel mit 300 PS angesiedelt ist. Der Listenpreis in der SE-Ausstattung liegt bei 81.100 Euro und hat schon einigen Luxus zu bieten. Mit an Bord sind unter anderem die Matrix-LED-Scheinwerfer, 20"-Alufelgen, elektrisch verstellbare Vordersitze mit Lederbezug, das 12,3"-Digitalcockpit, das Meridian Soundsystem mit 825 Watt, ein Navigationssystem, Rückfahrkamera, das Fahrerassistenz Paket 1 und das Parkhilfe Paket 1.

Damit wir im Velar das noble Ambiente eines englischen Schlosses genießen können, hat man unser Testfahrzeug noch mit einer langen Liste an Extras ausgerüstet. Perforiertes Windsor-Leder und Dekorelemente Aregento Pinstripe verwöhnten uns ebenso wie die elektronische Luftfederung. Das große Panoramaschiebedach hat den Innenraum erhellt, während das Multimediasystem im Fond mit 8"-Displays in den Kopfstützen die Fondgäste unterhalten hat.

Klimatisierte Ledersitze mit Massagefunktion und ein beheizbares Lenkrad haben ebenfalls für ein entspanntes Fahren gesorgt, während uns das Head-up-Display mit allen wichtigen Informationen versorgt hat. Addiert man dann noch ein paar weitere Goodies, wie die 21"-Alufelgen, das Luxus Paket 1, das Premium Exterieur Paket plus einige Kleinigkeiten hinzu, kommt man auf einen Endpreis von 102.920 Euro, womit der Velar auch beim Preis seinem größeren Bruder schon Konkurrenz macht.

So gelungen die Außenoptik ist, so gelungen ist auch der Innenraum des Velar. Das Cockpit wirkt mit dem digitalen Tacho und den zwei großen Tochscreens in der Mittelkonsole schon etwas futuristisch, man fühlt sich aber dennoch sofort wohl. Das liegt vor allem an der wirklich gelungenen Material- und Farbwahl des Innenraums, der den Eindruck vermittelt, dass man so gut wie alles verbaut hat, was teuer und exklusiv ist. Die Bedienung der vielen Funktionen erfordert etwas Eingewöhnungszeit, zudem muss man sich erst mal zurecht finden, welche Funktionen im oberen, welche im unteren und welche in beiden der Touchscreens steuerbar sind. Endlich hat es Range Rover im Velar aber auch geschafft, die Darstellung von Navi, Menüs und allen Anzeigen so zu gestalten, wie man es sich von einem Auto dieser Klasse schon lange erwartet hat. Alleine die visuelle Darstellung des gewählten Fahrmodus ist ein Augenschmaus.

Abstriche muss man hingegen beim Platzangebot im Fond machen. Trotz einer Länge von 480,3 cm bleibt für die Passagiere in der zweiten Reihe nicht viel Kniefreiheit übrig, wenn in der ersten Reihe groß gewachsene Personen sitzen. Versöhnlich zeigt sich das Kofferraumvolumen, das mit 673 bis 1.731 Liter Fassungsvermögen aufwarten kann.

Eine vernünftige Wahl trifft man mit dem 2,0 Liter 4-Zylinder Dieselmotor, der auf den ersten Blick zwar so gar nicht zum luxuriösen Auftritt des Velar passen mag, in der Praxis aber hervorragend mit dem über 1,8 Tonnen schweren Offroader zurecht kommt. Die Leistung des Motors liegt bei 240 PS (177 kW), und das maximale Drehmoment von 500 Nm wird schon bei 1.500 U/Min bereit gestellt. Das reicht aus, um in nur 7,3 Sekunden von 0 auf 100 km/h zu sprinten und ermöglicht eine Höchstgeschwindigkeit von 217 km/h. Serienmäßig verfügt der Velar über eine 8-Gang-Automatik, die mit schnellen und sehr sanften Schaltvorgängen überzeugt.

Wer den Dynamic-Modus wählt, erlebt die volle Leistungsentfaltung des Motors und hat das Gefühl, in einem deutlich stärkeren Fahrzeug unterwegs zu sein. Aber schon im Eco-Modus, der als Normalmodus eingeschaltet ist, ist man sehr agil unterwegs und hat nie das Gefühl, untermotorisiert zu sein. Auch vor schnellen Überholvorgängen muss man nicht zurück schrecken, der Motor liefert auch aus höherem Tempo noch viel Kraft. Geräuschtechnisch bekommt man vom Motor kaum etwas mit, die Dämmung ist hier wirklich sehr gut gelungen. Lediglich bei Autobahntempo steigen die Abrollgeräusche ungewohnt laut an, was wohl an den großen 21"-Rädern liegt.

Für jeden Geschmack die passende Abstimmung ermöglicht die Luftfederung. Im Normal-Modus schwebt man damit förmlich über den Asphalt, während man im Dynamic-Modus deutlich straffer und mit gefühlt mehr Bodenkontakt ans Ziel steuert. Angenehm sind beide Abstimmungen. Die Luftfederung erlaubt auch eine deutlich höhere Bodenfreiheit. Auf bis zu 251 mm Bodenfreiheit kann der Wagen "hochgepumpt" werden, wenn man damit ins Gelände möchte. Dank der neuesten Generation der Terrain Response kann der Velar auch wirklich hartes Gelände perfekt meistern. Mit einer maximalen Watttiefe von 650 mm sind selbst tiefere Wasserdurchfahrten kein Problem für den Alleskönner.

Verschiedene Systeme unterstützen den Fahrer auch bei Geländefahrten, so gibt es eine Wankneigungskontrolle, eine Anfahrhilfe, eine Bergan- und Bergabfahrhilfe und eine 360-Grad-Kamera, die sehr schön zeigt, wie das Gelände rund um das Fahrzeug aussieht. Auch die Onroad-Assistenzsysteme unterstützen den Fahrer bei seiner Arbeit sehr gut, so dass man sich im Velar auf allen Strecken sehr wohl und sicher fühlt.

Überrascht hat uns der Verbrauch: Die vom Werk angegebenen 5,8 Liter pro 100 Kilometer haben wir zwar nicht erreicht, bei den von uns erreichten 7,9 Litern waren wir aber dennoch positiv überrascht - immerhin haben wir dabei nicht auf Fahrspaß verzichtet, und es müssen doch über 1,8 Tonnen bewegt werden.

In unserem Test hat der Velar auf jeden Fall gezeigt, dass er nicht nur optisch überzeugen kann, wobei natürlich die noble Ausstattung und der extravagante Auftritt die absoluten Highlights bei diesem Modell sind.

Was uns gefällt:

das Design, der Innenraum, der Fahrkomfort, der Fahrspaß, der Verbrauch, die Fahrleistungen

Was uns nicht gefällt:

dass bei Autobahntempo die Abrollgeräusche im Innenraum stark wahrnehmbar sind

Testzeugnis:

Ausstattung Sicherheit: 1
Ausstattung Komfort: 1
Verbrauch: 2
Fahrleistung: 1
Fahrverhalten: 1
Verarbeitung: 1
Platzangebot Fahrer/Beifahrer: 1
Platzangebot Rückbank: 3-
Kofferraum: 1
Ablagen: 1
Übersichtlichkeit: 2-