Die äußeren Modifikationen an der Karosserie des Honda Jazz sind zwar nur geringfügig bemerkbar, der Grund jedoch, weshalb wir ihm liebevoll den Beinamen "Kleiner R" gegeben haben, ist der optische Auftritt unseres Testwagens. Dieser wurde nämlich nicht nur mit einem 130 PS starken 1,5 Liter i-VTEC ausgerüstet, sondern sieht in seiner perlmuttweißen Lackierung mit den schwarzen Hochglanzdetails auf der Schürze vorne und den roten Linien dem großen Civic Type R sehr ähnlich. Nur nicht so brachial und deutlich ziviler - eben ein kleiner R.
Für diesen Auftritt zeichnet die neue Ausstattungslinie "Dynamic" verantwortlich. Diese startet bei 21.790 Euro und ist nur in Verbindung mit der neuen 130 PS-Motorisierung verfügbar. Dafür packt Honda alles in den kleinen Cityfloh, was zu einem sportlichen Auftritt gehört. So trägt unser kleiner R 16-Zoll-Alufelgen in Hochglanzschwarz. Das spezielle Dynamic Bodykit umfasst die bereits angesprochenen Sportstoßstangen vorne und hinten mit einer roten Akzentlinie, kleine Seitenschweller und einen Dachspoiler, der allerdings nicht so futuristisch umgesetzt wurde, wie man es vom großen Type R kennt.
Die Dynamic-Ausstattung des Jazz erkennt man darüber hinaus auch an den schwarz lackierten Außenspiegeln und LED-Scheinwerfern, die mit einem Fernlichtassistent gekoppelt sind. Die Außenspiegel lassen sich elektrisch beheizen und anklappen, wobei dies noch vor dem Abschalten der Zündung geschehen sollte, denn sonst bleiben sie sofort in der Position, wo der Schlüssel abgezogen wurde. Hier hätte man noch die üblichen paar Sekunden dazu geben, oder überhaupt das Einklappen an das Versperren koppeln können.
Gerade Cityflitzer profitieren von einer umfangreichen Sicherheitsausstattung, die für den Alltag in der Großstadt unverzichtbar ist. Und so versorgte man unseren kleinen Japaner neben der üblichen Grundausstattung wie Stabilitätskontrolle und Reifendruckkontrolle unter anderem auch mit einem Brems- und City-Notbremsassistenten, Emergency Stop Signal, Kollisionswarnsystem, Spurhaltewarner und Verkehrszeichenerkennung. Der Spurhaltewarner macht sich in der Praxis sehr sensibel durch ein lautes akustisches Signal bemerkbar. Da dies im Alltag leicht nerven kann (bei Baustellen, etc.), freut es umso mehr, dass man ihn auch deaktivieren kann. Die Verkehrszeichenerkennung, deren Darstellung sich im monochromen Bordcomputer befindet, erfolgt grundsätzlich zuverlässig. Lediglich bei Doppelbeschilderung nimmt sie lieber den niedrigeren Wert.
Auch wenn der kompakte Jazz trotz der Zunahme von 5,6 cm Gesamtlänge mit seinen vier Metern Länge ohnehin sehr übersichtlich ist, hilft einem die Rückfahrkamera in Kombination mit den Sensoren vorne und hinten, den Honda in wirklich jede noch so kleine Lücke zu manövrieren. Nimmt man erst einmal in dem kleinen Japaner Platz, wird man aber eines gleich feststellen: Das Raumgefühl entspricht dem einer großen Limousine. An dieser Stelle wird auch das Designkonzept sehr deutlich, denn über Kopf und Schulterfreiheit kann man im gesamten Fahrzeug nicht klagen.
Die Vordersitze aus Stoff sind bequem, bieten jedoch nur wenig Seitenhalt. Dafür können sie per Schalter in der Mittelkonsole beheizt werden. Sogar im Fond gibt es für diese Kategorie erstaunlich viel Platz für die Beine, und man braucht dafür keine großen Kompromisse mit dem Vordermann in Kauf nehmen. Unser Jazz wurde auch mit den Honda-eigenen Magic Seats ausgestattet, die die Lademöglichkeiten im Fond nochmals variabler gestalten. Apropos Ladekapazität: Diese blieb gegenüber dem Vorgänger gleich, liegt bei 354 Litern im Normalzustand und kann mit umgeklappten Sitzen auf bis zu 1.314 Liter erweitert werden. Darüber hinaus gibt es kleine aber feine Ablagefächer für diverse Kleinigkeiten im übrigen Fahrzeug.
Beim Interieur verzichtet Honda auf unnötigen Schnickschnack. Die Kunststoffoberflächen wurden durch silberfarbene Akzente aufgewertet, und auch das Lederlenkrad und der Schalknauf erhielten orangefarbige Ziernähte. Tempomat und Limiter sorgen für den nötigen Fahrkomfort für Überland, und auch die Audioanlage kann über das Lenkrad gesteuert werden. Im Multifunktionsdisplay gibt es neben zahlreichen Apps auch das Honda Connect Navi, welches mit 640 Euro zu Buche schlägt und damit die einzige Option neben der Pearllackierung ist. Damit beläuft sich der Gesamtpreis unseres Testfahrzeugs auf 22.875 Euro.
Die 130 PS, die der 1,5 Liter i-VTEC Benziner der kleinen Rennsemmel entlockt, sind für den Stadtverkehr mehr als ausreichend. Mit ihm macht das Fahren mehr als nur Spaß, denn der quirlige Japaner sorgt nicht nur einmal für Erstaunen im Alltagsverkehr. Immerhin sind es 155 Nm Drehmoment, die unser kleiner R bei 4.600 Umdrehungen abliefert. Sein Sechs-Gang-Schaltgetriebe - der Honda Jazz ist überdies auch mit Automatik erhältlich - wurde für dieses spritzige Fahrgefühl anscheinend bewusst recht kurz übersetzt. Damit flitzt es sich in der Stadt bis zu 80 km/h im sechsten Gang durchaus effizient durch die Gegend, was uns auch der Blick auf den Bordcomputer mit knapp über sechs Liter versicherte. Lediglich Überland und auf den Autobahnen treibt man den Motor dann mit 130/140 km/h in Umdrehungszahlen, die zwar die maximale Kraft ausschöpfen, uns jedoch für eine Dauerbeschallung einen zusätzlichen Gang vermissen lassen. Hier stieg unser Durchschnittsverbrauch auf 6,8 Liter.
Das agile Fahrverhalten ist nicht nur subjektiv, es schlägt sich auch bei den reinen Zahlen nieder: Den Ampelsprint auf die 100 km/h schafft der dynamische Jazz in 8,7 Sekunden. Das Ende des Vortriebs markiert der Hersteller bei 190 km/h. Puncto Lenkung und Fahrwerk zeigt sich der neue Honda Jazz eher unspektakulär und neutral. Das Handling ist absolut stadttauglich, genauso wie das Fahrwerk. Besonders für Fahranfänger praktisch ist die serienmäßige Berganfahrhilfe.
Fazit: Für den reinen Stadtbetrieb sind 130 PS sicherlich nicht notwendig, aber äußerst angenehm. Der kleine Jazz in der Dynamic-Ausstattung hat den Spitznamen "Kleiner R" durchaus zu Recht. Fescher Auftritt und gute Performance haben zwar ihren Preis, Honda bietet dafür aber auch viele Komfort- und Sicherheitsfeatures. Aufgrund seiner Leistung ist der Honda Jazz allemal autobahntauglich, hier könnte man aber den fünften und sechsten Gang ein wenig anders übersetzen. Vielleicht ein kleiner Punkt auf der nächsten Facelift-to-do-Liste.
Was uns gefällt:
Auftritt, Leistung, Ausstattung
Was uns nicht gefällt:
Kurze Übersetzung der letzten beiden Gänge
Testzeugnis:
Ausstattung Sicherheit: 1-
Ausstattung Komfort: 1
Verbrauch: 2
Fahrleistung: 1
Fahrverhalten: 1
Verarbeitung: 1
Platzangebot Fahrer/Beifahrer: 1
Platzangebot Rückbank: 1-
Kofferraum: 1
Ablagen: 2
Übersichtlichkeit: 1